Immer mehr Familien verlassen aufgrund der zugespitzten Situation am Wohnungsmarkt die Städte. Ansteigende Immobilien- und Mietpreise, Wohnungen in zu geringer Größe und mangelhaftes politisches Agieren tragen maßgebend zu einer Verschärfung der Situation bei. Die Bedürfnisse von Familien scheint die Ampel nicht im Blick zu haben.
Immobilienexperte: „Die Familien verlassen mit wehenden Fahnen diese Städte.“
Viele junge Familien sind laut Medienberichten mit ihren kleinen Stadtwohnungen zunehmend unzufrieden. „Die Familien verlassen mit wehenden Fahnen diese Städte“, erklärte Harald Simons, Co-Autor eines Marktgutachtens des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA). Zwar war in den letzten Jahren ein Anstieg bei Wohnungsbauten zu verzeichnen, allerdings werde Immobilienexperten zufolge häufig „Falsches“ gebaut.
Demnach beziehe sich der Bau-Boom in den Stadtzentren „ausschließlich auf kleinere Geschosswohnungen“, wie es im Gutachten heißt. Dabei würden besonders familientaugliche, größere Wohnungen benötigt. Der Neubau gehe momentan „an den Bedürfnissen der Familien völlig vorbei.“ Wohl auch ein klares Statement in Richtung der politischen Entscheidungsträger.
Drastischer Anstieg von Miet- und Immobilienpreisen
Ein weiteres großes Problem ist, dass die Mieten weiter ansteigen. Konkret geht es hierbei um einen durchschnittlichen Zuwachs von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bei Neuverträgen. Dieser Anstieg sei laut dem Gutachten auf dem Land mittlerweile größer als in den Großstädten.
Der Mieterbund machte demzufolge deutlich, dass viele Mieter finanziell überlastet sind. Der Wohnungsneubau entschärfe die Situation am Wohnungsmarkt nicht. Ungefähr zwei Millionen Wohnungen würden noch immer fehlen. Die Dramatik der Lage wird insbesondere dadurch offenbar, dass ca. 50 Prozent der ärmeren, mindestens vierköpfigen Familien in Mietwohnungen nach den Angaben von Simons in unter 80 Quadratmetern wohnen.
Noch dramatischer ist der Preisanstieg bei Immobilien. Bei Eigentumswohnungen gibt es eine Verteuerung von 14,3 Prozent zum Vorjahr zu beklagen. „Die nochmaligen Anstiege und das enorme Niveau der Kaufpreise sind sowohl überraschend als auch durchaus beängstigend“, so Simons. Für Normalverdiener wird der Erwerb eines Eigenheims mehr und mehr unerreichbar.
Zuletzt kamen auch immer wieder Befürchtungen vor spekulativen Übertreibungen in manchen Städten und in der Folge vor dem Platzen einer Immobilienblase auf – Ausgang offen.
400.000 Wohnungen? U.a. wegen KfW-Förderstopp nicht zu erreichen!
Um Miet- und Kaufpreise zu drücken, plante die Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Doch dieses Ziel wird laut Experten in dieser Legislaturperiode wohl nicht zu erreichen sein. Sie gehen davon aus, dass aufgrund der langen Bauzeiten die entsprechende Anzahl erst nach 2025 gewährleistet werden kann. Bereits jetzt seien rund 780.000 Wohnungen gestattet, aber nicht fertig gebaut worden.
Dass die geplante Zahl der Bundesregierung von 400.000 Wohnungen in naher Zukunft nicht erreicht werden wird, führt ZIA-Präsident Andreas Matter auch auf den kürzlich erfolgten abrupten Stopp eines KfW-Förderprogramms für energieeffiziente Wohnhäuser durch das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) zurück.
Der diesbezügliche Budgettopf hatte sich aufgrund der hohen Nachfrage schneller geleert als erwartet. Zunächst sollten sogar bereits gestellte Anträge nicht mehr genehmigt werden. Später wurde dann seitens des Ministeriums immerhin zugestanden, dass Anträge, die vor dem 24. Januar eingegangen waren, noch bearbeitet werden, spätere allerdings nicht.
Allein diese Maßnahme hat aber immense Auswirkungen, sodass Wohnungsunternehmen Schadenersatz fordern. Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen ließ wissen, dass bei ihren Mitgliedern der Bau von mehr als 2000 bezahlbaren Wohnungen in Gefahr sei. Zudem hätten die Unternehmen Förderzuschüsse in Höhe von etwa 52 Millionen Euro verloren, die schon in die Planung für weit fortgeschrittene Projekte einbezogen wurden.
Ähnliches war aus dem Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) und dem bayerischen Wohnungswirtschaftsverband VdW zu vernehmen. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sprach sogar von fast 150.000 Wohnungen die einzig bei den sozial orientierten Wohnungsunternehmen nicht entsprechend der Planung errichtet werden können.
Mieterbund erhöht Druck auf Bundesregierung
Ferner machte der Deutsche Mieterbund Druck auf die Bundesregierung, da viele Organisatoren von Bauprojekten auf Fördermittelausstattung und Planungssicherheit angewiesen wären. „Deswegen muss die Bundesregierung jetzt schnell ihre Hausaufgaben machen und sowohl die Mittel für klimafreundliches Bauen und Sanieren durch die KfW als auch die Förderung des sozialen Wohnungsbaus deutlich erhöhen und langfristig ausgestalten.“
Wegen all dieser Faktoren wird im Gutachten des Zentralen Immobilien-Ausschusses gefordert, dass die Baupläne besser an die Situation der Familien anzupassen sind. „Baut endlich wieder große Wohnungen!“, steht dort in aller Deutlichkeit. Doch wie es scheint, hat die Bundesregierung die Interessen der normalen deutschen Familie völlig aus dem Blick verloren.