Uwe Tellkamps neuer Roman „Der Schlaf in den Uhren“ ist kürzlich veröffentlicht worden. Lange war nicht klar, ob der Suhrkamp-Verlag noch zu seinem Autor steht, war dieser durch seine Aussagen zu islamischer Zuwanderung öffentlich in Ungnade gefallen. In einem 90-minütigen Dokumentarfilm gibt Tellkamp nun persönliche Einblicke. Über einen Autor, der seine Meinung offen vertritt und dafür massiv angefeindet wird.
„Dies ist die Geschichte eines gefeierten Schriftstellers, der wegen seiner öffentlichen Positionierung in Ungnade fiel und der nun mit einem lang erwarteten Roman auch als Autor wieder für Schlagzeilen sorgen möchte“.
Schon zu Beginn des Dokumentarfilms über Schriftsteller Uwe Tellkamp wird klar: Hier geht es nicht um irgendeinen Schriftsteller, sondern um einen Mann, der polarisiert. Der ein neues Buch geschrieben hat, das für Aufsehen sorgen wird. Und der nun in beinahe jedem großen Nachrichtenmagazin Erwähnung findet. Der linke „Spiegel“ schrieb dieser Tage beispielsweise, Tellkamp kapituliere in seinem neuen Buch vor sich selbst: „So viel Hass, Ekel, Abrechnung, Moral“.
Doch so polarisierend beginnt die 90-minütige Dokumentation über den Autoren gar nicht. Mit schnellen Schritten schreitet Tellkamp durch die Dresdner Elbvororten. Er sei ein Mann, „der darum ringt, verstanden zu werden“, so Filmemacher Andreas Gräfenstein. Schnell wird dem Zuseher bewusst, worum es Tellkamp geht: Er möchte die seiner Meinung nach verloren gegangene Meinungsfreiheit in Deutschland zurück: „Die Korridore des Sagbaren werden enger. Sie werden gecancelt, von Veranstaltungen wieder ausgeladen und sind plötzlich wie ein Paria.“
Kritik an islamischer Einwanderung: Tellkamp erhitzt die Gemüter
Tellkamp hat bewegte letzte Jahre hinter sich. 2018 erklärte der heute 53-Jährige auf einer Podiumsdiskussion, dass ein Großteil aller Flüchtlinge nach Deutschland käme, „um in die Sozialsysteme einzuwandern“. Diese Aussage hatte im Ärger auf allen Ebenen eingebracht. Jetzt, wo sein neuer Roman „Der Schlaf in den Uhren“ erscheint, gibt er 90 Minuten Einblick in seine Ansichten und sein heutiges Leben. In der über weite Strecken gelungenen Dokumentation kritisiert Tellkamp die Verzerrung von Worten und Begriffen. Es herrsche teilweise eine Debatten-Unkultur in Deutschland. Sagen, so der Dresdner, dürfe man schon alles. Aber zu welchem Preis? In Dresden gebe es schon länger keine Veranstaltungsorte mehr für freie Debatten. Anfang 2018 sei das allerletzte Mal gewesen, wo dies möglich gewesen sei. Tellkamp selbst kennt das Problem der Cancel-Culture: Mittlerweile sei sogar die Frankfurter Allgemeine Zeitung „linksgrün“, fasst er zusammen.
Maron: „Das geht heute nicht mehr“
Im Dokumentarfilm kommt auch Schriftstellerin Monika Maron zu Wort, die laut eigener Aussage nur noch von bestimmten Medien für Interviews angefragt wird: „Ich konnte damals irgendwie für alle Zeitungen schreiben, wurde von allen angefragt. Das geht heute nicht mehr.“ Auch sie war in den vergangenen Jahren massiv in die Kritik geraten, hatte die heute 80-Jährige wiederholt den Islam mit kritischen Worten kommentiert. Wie Tellkamp gewährt der Dokumentarfilm ihr ebenfalls mal wieder eine große Bühne. Was festzuhalten ist: Die Probleme, die die beiden Autoren darlegen, sind allen voran Konservativen und Patrioten sicherlich nicht fremd. Angenehm ist, dass der Film weitgehend ohne moralische Belehrungen daherkommt, wie es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern mittlerweile üblich ist.
Die sehenswerte Doku finden Sie hier in der 3sat-Mediathek.