In der ARD-Sendung von Caren Miosga sieht sich AfD-Chef Tino Chrupalla (wieder einmal) der Konstellation alle gegen einen ausgesetzt. Die weiteren Gäste Josef Kaeser und Nadine Lindner versuchen sogar mit mitgebrachten Zetteln, Chrupalla aus der Fassung zu bringen. Der bleibt entspannt, während sich vor allem Deutschlandradio-Journalistin Lindner mehr und mehr in Rage redet.
Am vergangenen Freitag begrüßte der Nachwuchs-Journalist Tilo Jung Dr. Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl, in seinem Youtube-Studio. Sechseinhalb Stunden (!) diskutierten Jung und Krah, ersterer ist für seine Abneigung gegen die AfD bekannt. Doch trotzdem ließ Jung den AfD-Politiker ausreden, zumindest in weiten Teilen.
Der Zuseher erfuhr, was Krah denkt, wie er Politik versteht und konnte sich so ein eigenes Bild von der AfD machen. Beim öffentlich -rechtlichen Rundfunk scheint diese Art Journalismus jedoch nicht erwünscht. Am Sonntagabend gab es dort wieder eine Portion betreutes Denken. In der ARD-Sendung von Caren Miosga war AfD-Chef Tino Chrupalla zu Gast, die sich als Verstärkung den Annalena Baerbock-Fan und ehemaligen Siemens-Vorstand Josef Kaeser und Deutschlandradio-Journalistin Nadine Lindner mit ins Boot geholt hatte.
Chrupalla: Identität und Kultur sollen deutsch bleiben
Letztere scheint mit der deutschen Kultur wenig anfangen zu können. Aufgeregt berichtet die Journalistin, bewaffnet mit vielen Spickzetteln, darüber, dass die ostdeutschen AfD-Fraktionsvorsitzenden in einem Papier gefordert hätten, dass Deutschland deutsch bleiben solle. Das ist zu viel für die linksliberale Berliner Journalisten-Blase. Vielfalt, Weltoffenheit und bunte Gesellschaft: Lindner rattert das gesamte linksgrüne Vokabular herunter und ist dabei nahezu außer sich.
Chrupalla tut ihr den Gefallen jedoch nicht, sich von der Äußerung, die in anderen Ländern eine Selbstverständlichkeit ist, zu distanzieren. „Wir sind Deutschland. Unsere Identität und Kultur sollen natürlich deutsch bleiben“, so der 49-Jährige, der ebenfalls erläutert, dass Zuwanderer aus dem europäischen Raum „herzlich willkommen“ seien. Voraussetzung sei, dass diese Deutsch lernen. Dies sei die Vorbedingung für eine gelingende Integration.
AfD-Chef kontert grünen Siemens-CEO
Deutschkenntnisse als Integrationsbestandteil sieht Josef Kaeser, ehemaliger Siemens-Vorstand und Unterstützer von Annalena Baerbock im vergangenen Bundestagswahlkampf, offensichtlich als nicht so wichtig an. „Bei uns wird in weiten Teilen Englisch gesprochen“, berichtet der 66-Jährige und blendet das Leben außerhalb seiner Firmenhallen wohl bewusst komplett aus. Nach einem Kurz-Vortrag Kaesers, der ähnlich wie Lindners Argumentation nur so vor Weltoffenheitsvokabeln strotzt und teilweise auch vom Spickzettel abgelesen werden muss, konfrontiert Chrupalla die Runde mit dem fatalen Zustand der deutschen Wirtschaft, der nicht von der AfD, sondern der Union und Ampel herbeigeführt wurde.
Immer mehr Unternehmen verlassen das Land, führt der AfD-Chef an und begründet den negativen Wirtschaftstrend unter anderem mit hohen Energiepreisen. Wohl etwas überraschend für Kaeser kennt Chrupalla auch die Zahlen von Siemens: Seit 2017 habe das Unternehmen in der Görlitzer Produktionsstätte, die im Wahlkreis des 49-Jährigen liegt, 1.300 Stellen abgebaut. Kaeser widerspricht den Ausführungen Chrupallas nicht. Er schluckt bloß und starrt in Richtung des AfD-Chefs.