Trotz stark steigenden Immobilien- und Mietpreisen hat Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) Medienberichten zufolge strengere Neubaustandards angekündigt. „Ich meine, dass wir ab dem 1.1.2023 KfW 55 zum Standard im Neubau machen sollten“, erklärte der 52-Jährige im Rahmen des Wohnungsbautags in Berlin. Durch diese abermalige Schikane für Bauherren werden sich Normalverdiener wohl immer seltener ein Eigenheim leisten können.
Erst vor etwa drei Wochen hatte Habeck die KfW-Förderprogramme für effiziente Gebäude abrupt vorläufig beendet und deshalb viel Ärger bei privaten Häuslebauern und Wohnungsunternehmen erzeugt. Doch damit nicht genug: Nun offenbarte der ehemalige Grünen-Chef, dass das ehemals mit Fördermitteln unterstützte Effizienzhaus 55 ab dem kommenden Jahr für Neubauten verpflichtend werden solle.
Effizienzhaus 55 bedeutet, dass das sanierte Haus maximal einen Energiebedarf von 55 Prozent und einen Wärmeverlust von 70 Prozent des fiktiven Gebäudetyps „Effizienzhaus 100“ aufweisen darf. Momentan sind noch Neubauten mit einem Energiebedarf von 75 Prozent gestattet.
Dabei wird im Koalitionsvertrag der Ampel eigentlich festgehalten, dass eine solche Anpassung der Neubaustandards erst 2025 erfolgen solle. Ab dem Zeitpunkt soll allerdings sogar zum Bau eines sogenannten Effizienzhaus 40 verpflichtet werden. Die Immobilienwirtschaft lehnt diese immer strikten Anforderungen seitens des Staates jedoch ab.
Vorstoß der Ampel: „Maximal teuer“, bringt aber „herzlich wenig“
„Der Vorteil eines Effizienzhauses 40 zu einem Effizienzhaus 55 ist in der Wirklichkeit minimal“, gab beispielsweise der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko, zu bedenken. Eine solche Umstellung sei „maximal teuer“, aber bringe „herzlich wenig“.
„Es ist sehr, sehr ambitioniert, zu glauben, dass man jetzt ohne staatliche Förderung 30 Prozent mehr bauen kann“ kritisierte ferner Felix Pakleppa vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes und machte auf das so kaum zu erreichende Ziel der Ampel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr aufmerksam.
Der Wirtschaftsminister sprach sich in der Folge in beinahe störrischer Manier gegen Forderungen nach weiteren staatlichen Fördermitteln für neue Effizienzhäuser 40 und 55 aus: „Wir belohnen nicht das Einhalten von Gesetzen.“ Des Weiteren verteidigte Habeck sein Vorgehen damit, dass die Bauwirtschaft angeblich nicht auf dem sog. „Klimaschutz-Zielpfad“ sei.
Eigenheimbau wird trotz geringer Wohneigentumsquote immer unattraktiver
Infolgedessen soll das Fördersystem generell umgebaut und der Blick stärker auf die Sanierung der bestehenden Gebäude statt auf Neubauten gerichtet werden. Das heißt, dass es insbesondere aus finanziellen Gründen voraussichtlich immer unattraktiver wird, ein Eigenheim zu errichten. Und das, obwohl Deutschland unter allen EU-Mitgliedstaaten bereits die geringste Wohneigentumsquote hat.
Weg zur „Klimaneutralität“: Kosten von über 3,6 Billionen Euro möglich!
Hinzu kommt, dass mit der „klimafreundlichen“ Gestaltung des Altbaus enorme Kosten verbunden sind. Einer von Dietmar Walberg, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge), erstellten Studie zufolge wird dieses Vorhaben jährlich (!) bis zu 150 Milliarden Euro kosten.
Insgesamt wären das bis 2045, das Jahr, in dem Deutschland „klimaneutral“ sein soll, gigantische 3,6 Billionen Euro! Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Bundesrepublik in 2020. Dabei wird in der Studie sogar mit deutlich weniger strikten Klimaschutz-Veränderungen (Effizienzhaus 70 beim Neubau und 115 bei Sanierungen) gerechnet. Sollte die Bundesregierung ihre eigens gesetzten Vorgaben in die Tat umsetzen, wird es noch teurer!
Darüber hinaus wird in der Untersuchung ermittelt, welche Kosten sich pro Quadratmeter Wohnfläche ergeben werden. Bei der Modernisierung einer Immobilie handelt es sich um 2526 Euro, die Baukosten eines Neubaus belaufen sich auf 3405 Euro pro Quadratmeter. Diese hohen Preise wirken sich auch deutlich spürbar auf die Mietpreise aus.
Chef der Gewerkschaft IG Bau warnt vor „Mieten, [die] ins Unerträgliche steigen“
Walberg zeigte in dem Zusammenhang auf, dass bei heutigen Neubauten Quadratmetermieten von über 13 Euro normal seien. „Das können sich 80 Prozent der Mieter nicht mehr leisten“, warnte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen.
Robert Feiger, Chef der Gewerkschaft IG Bau, sieht außerdem die Bedrohung „dass die Mieten ins Unerträgliche steigen“, wenn ältere Gebäude bis auf den besten Stand saniert werden würden.
Letztlich ist festzuhalten, dass die von Wirtschaftsminister Habeck geforderten schärferen Auflagen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu immer weniger Eigenheimbesitzern führen werden, da die Preisanstiege bei ausbleibender staatlicher Förderung für normale Bürger kaum noch zu stemmen sind. Problematisch gestaltet sich ferner die zunehmende Verunsicherung der potenziellen Häuslebauer durch die unberechenbaren Schnellschüsse des Ministers.