Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die diesjährige Reihe der ARD-Sommerinterviews eröffnet. In Bedrängnis bringt die sehr regierungsfreundliche Moderatorin Tina Hassel den Kanzler trotz desaströser Umfragewerte nicht. Statt auf eigene Probleme zu schauen, ätzt der Sozialdemokrat lieber gegen die Opposition. Und fordert noch mehr Einwanderung für eine angeblich sichere Rente.
Es ist wieder so weit: Das Sommergesülze von der Empore des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses am Reichstag geht in eine neue Runde. Die Spitzenpolitiker der im Bundestag vertretenen Parteien werden Woche für Woche im ARD-Sommerinterview abgefrühstückt und dabei meist sehr unkritisch (es sei denn, die AfD ist zu Gast) zu aktuellen politischen Entwicklungen befragt. Viel mehr als ein paar Phrasen können die ziemlich einseitigen Moderatoren den Politikern dabei nicht entlocken. So auch gestern, als Robert Habeck-Fan Tina Hassel Bundeskanzler Olaf Scholz zum Interview empfing. Schon in der Eröffnungsfragerunde erläuterte die Moderatorin, dass der Kanzler eine „coole Fassade“ habe. Na halleluja.
Heizungsgesetz: Scholz sieht „sehr seriöses Gesetzgebungsverfahren“
Inhaltlich beginnt es mit dem Heizungsgesetz, dass diese Woche im Bundestag verabschiedet werden soll. Trotz eines ersten Entwurfs, der komplett für die Tonne war und trotzdem im Parlament diskutiert wurde, einem sich über Monate ziehenden Streits in der Koalition und den letzten Änderungen, für deren Sichtung der Bundestag genau zwei Tage Vorbereitungszeit hat, sieht Scholz ein „sehr seriöses Gesetzgebungsverfahren“. Jeder wisse ja, worum es im Einzelnen gehe, und zudem müsse ja der menschengemachte Klimawandel aufgehalten werden, so der SPD-Mann. Passend dazu wirft die ARD-Regie das Wort „Klimakanzler“ in großen Lettern auf die Spree.
Wer denkt, es geht nicht infantiler, wird nur kurze Zeit später eines Besseren belehrt, als Hassel Scholz auch noch als „Respektkanzler“ bezeichnet und beim Heizungsgesetz, das Millionen Bürgern Existenzängste bereitet, einzig und allein kritisiert, dass es nicht noch mehr Reglementierungen für mehr Klimaschutzbemühungen gebe. An alle normalen Bürger, sich vor mehreren zehntausend Euro Umbauarbeiten in ihren Häusern fürchten: Herzlich Willkommen in der Berliner Blase.
Scholz und John Wayne
Beim Führungsstil von Scholz angekommen, wird in mehreren Einspielern klar, dass sich die Menschen mehr Sichtbarkeit und Führung des Kanzlers wünschen. Als dieser einen Vergleich mit dem US-amerikanischen Schauspieler John Wayne heranzieht, kann Hassel nicht mehr an sich halten und beginnt wie wild zu kichern. Die gute Laune vergeht den Interviewpartnern schnell, als es um die derzeitigen Umfragewerte der Ampel und den guten Werten für die AfD geht. Scholz bedient hier sein mittlerweile inflationär genutztes Wort der „Schlechten-Laune-Parteien“, die es in ganz Europa und auch in Deutschland gebe.
Die Lösung gegen diese Parteien sei aber einfach: eine Zukunftsperspektive für die Bürger und mehr Respekt, was zu einem späteren Zeitpunkt, ähnlich wie das Wort „Klimakanzler“ zuvor, von der Regie auf das Wasser der Spree projiziert wird.
Scholz: Renten sind ohne Ausländer nicht sicher
Ganz um die AfD herum kommt Scholz trotz seines ablenkenden Geschwafels nicht. In Sonneberg hat die Partei immerhin ihr erstes Landratsamt erobert. Scholz dazu: „Die AfD ist eine Partei, in der sehr viele rechtsextremistische Positionen vertreten werden und mit der darf es und kann es keine Zusammenarbeit geben.“ Der 65-Jährige wiederholt die immer gleiche Leier der „demokratischen Parteien“ und nuschelt herum, bis er plötzlich zum Gegenschlag ausholt und die deutschen darauf vorbereitet, was ihnen mit den Sozialdemokraten bevorsteht: „Ich möchte das an einem Punkt klar festmachen. Damit wir eine gute Zukunft haben, damit unser Arbeitsmarkt funktioniert, damit die Wirtschaft wächst, werden wir gute Fachkräfte und Arbeitskräfte von außerhalb Deutschlands brauchen, sonst sind die Renten nicht sicher.“
Bei den Frankreich-Krawallen werden Migranten komplett ausgeklammert
Zum Ende geht es noch etwas um Außenpolitik. Natürlich wird die Ukraine so lange unterstützt, wie es notwendig ist. Und auch das Verhältnis zu Frankreich, wo gerade bürgerkriegsähnlichen Zustände toben, sei super. Die Krawalle bei unseren westlichen Nachbarn werden natürlich nicht mit Migranten in Verbindung gebracht, sondern nur mit Allgemeinschauplätzen wie dem „Zusammenhalt der Gesellschaften“ umrissen. In Deutschland sei das alles sowieso nicht möglich, da hier ein „ganz hoher Respekt vor den Bürgern“ herrsche und Deutschland eine viel bessere Sozialpartnerschaft als Frankreich habe.
Na dann können wir ja alle beruhigt sein! Unruhig dürften die Zuschauer in der Fragerunde nach der offiziellen Sendung geworden sein, in der sich Scholz siegessicher zeigt, dass die Ampel von den Bürgern ein weiteres Mandat erhalten werde. Der Otto-Normal-Bürger dürfte sich nicht nur angesichts dieses lahmen Sommerinterviews denken: Bitte nicht!