Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kommt mit seiner groß angekündigten Krankenhausreform nicht so recht voran. Gut so, könnte man schreiben. Denn Lauterbachs Pläne sind hochumstritten. Es sei „völlig irre, sich so eine unausgegorene Reform auszudenken“, warnt nun ein Experte im Klinikbereich. Was kommt da wieder auf uns zu?
Nach Coronazwangsimpfung, Hitze-Lockdown und einer katastrophalen Pflegereform startet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einen neuen Versuch, das Gesundheitswesen in Deutschland endgültig zu ruinieren. Die angestrebte Klinikreform versetzt Beschäftigte im Gesundheitswesen, Patienten und Verantwortungsträger in Krankenhäusern in Angst und Schrecken. Und dass, obwohl seit mehreren Monaten kein Entwurf für die angekündigte Reform vorliegt. Die Länder und Lauterbach verhandeln trotzdem schonmal und sind sich laut Presseberichten in einer Sache einig: Mehr Geld für Kliniken soll es wohl nicht geben. „Der kalte Strukturwandel in der Krankenhauslandschaft und das Kliniksterben werden weitergehen und sogar eine neue Dynamik entfalten“, fürchtet Dr. Gerald Gaß, Vorsitzender der Krankenhausgesellschaft. Es drohen „massive Lücken bei der Patientenversorgung“. Doch nicht nur deshalb hagelt es Kritik von allen Seiten für den SPD-Politiker.
Kleine Klinken werden als „Dorfklitschen“ verunglimpft
So erklärte der Chefarzt Mathias Grohmann aus Niederbayern jüngst, dass sich zahlreiche Ärzte von Lauterbachs Plänen gekränkt fühlen würden. „Seit er über die Krankenhausreform verhandelt, heißt es: Die kleinen Häuser, die sind sowieso schlecht, die braucht es eigentlich nicht mehr“, klagte der Mediziner in einem ausführlichen Pressebericht. Die Mitglieder der Regierungskommission hätten kleine Kliniken als „Dorfklitsche“ bezeichnet. Dabei wären alle Ärzte gleich ausgebildet wie die Kollegen in den großen Kliniken, denen ohnehin Überlastung drohe. Ein weiteres Problem: Die Ärzteausbildung. Bislang ist aus Lauterbachs geplanter Reform bekannt, dass die Weiterbildung an den Krankenhäusern mit dem niedrigsten Versorgungsniveau gebündelt werden soll. Ein „unsinniges und für die ärztliche Nachwuchsgewinnung desaströses Vorhaben“, warnen Ärzteverbände. Denn wer will schon in einem kleinen Krankenhaus lernen, das nach der Reform nur wenige Fachbereiche hat und anspruchsvolle Eingriffe gar nicht vornehmen darf?
„Es ist doch völlig irre, sich so eine unausgegorene Reform auszudenken“
Markus Horneber, Vorstand beim Klinikbetreiber Agapelsion, wurde in seiner Kritik sehr deutlich: „Wir sind ziemlich sauer auf Gesundheitsminister Lauterbach.“ Der SPD-Mann habe den Kliniken pauschal vorgeworfen, schlechte Qualität abzuliefern. „Fast so, als würden wir nach Lust und Laune Hüften operieren oder Herzkatheter legen. Das ist unlauter“, so Horneber. Mittlerweile herrsche große Verunsicherung unter den Mitarbeitern. „Es ist doch völlig irre, sich so eine unausgegorene Reform auszudenken“, klagte das Vorstandsmitglied deutlich. Es brauche viel mehr Anerkennung dafür, was die Krankenhäuser in den vergangenen Jahren geleistet hätten. Professionalität und Technik seien vorhanden, auch wenn es Lauterbach und seine Kommission anders geäußert hätten. Eugen Byrsch, seit mehr als zehn Jahren Vorstand der spendenfinanzierten Stiftung Patientenschutz, äußerte zudem, dass nicht weiter Ängste geschürt und die Bevölkerung im Dunkeln gelassen werden dürfe. Gerade im ländlichen Raum müssten Sanierungen und Modernisierungen der Kliniklandschaft vorangetrieben werden.
Lauterbach eiskalt: „Sie überleben dort, wo sie benötigt werden“
Lauterbach selbst scheint sich mit den Sorgen der wirklichen Fachleute in der Gesundheitspolitik nur am Rande zu beschäftigen. Rund einem Viertel der Kliniken drohe die Schließung, was der SPD-Mann aber als nicht wirklich bedrohlich ansieht: „Sie überleben dort, wo sie benötigt werden“, erklärte Lauterbach Ende Mai. Doch was bedeutet das für Patienten und Mitarbeiter? Mario Krabbe, Geschäftsführer der Parkklinken in Berlin und damit aus der Praxis, fasst zusammen: „Man kann es nicht anders sagen: In der derzeit vorgesehenen Form ist die Krankenhausreform von Minister Lauterbach versorgungsgefährdend.“