Im sachsen-anhaltinischen Gatersleben ist dem Pfarrer Martin Michaelis die Verantwortung für seinen Pfarrbereich mit sofortiger Wirkung entzogen worden. Der Grund: Am 9. Juni will sich der Parteilose auf der Liste der AfD als Stadtrat bewerben. Die Evangelische Kirche begründete den radikalen Schritt mit fehlender „Treue- und Loyalitätspflicht“. Michaelis selbst erklärte, dass Gespräche mit der AfD nicht verweigert werden dürften.
Die Ausgrenzungsmaßnahmen gegen die Alternative für Deutschland erreichen in diesen Wochen immer neue Sphären. In Sachsen-Anhalt wurde einem Pfarrer nun sein Pfarrbereich entzogen, weil sich der Parteilose Martin Michaelis am 9. Juni auf der Liste der AfD für das Amt des Stadtrats bewerben wollte. „Die Kandidatur eines Pfarrers für die AfD ist mit Treue- und Loyalitätspflicht nicht vereinbar“, hieß es in der Mitteilung der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) dazu.
AfD-Kandidatur „nicht mit dem Amt als Pfarrer vereinbar“
Michaelis selbst war seit November im Pfarrbereich Gatersleben in Sachsen-Anhalt tätig. Seine Beauftragung hat ihm die evangelische Kirche „mit Wirkung zum 15. März 2024 entzogen.“ Mit der Kandidatur für die Partei unterstütze Michaelis das Gedankengut der AfD. „Dies ist auch angesichts der jüngsten Verlautbarungen des Landeskirchenrates der EKM und der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands nicht mit dem Amt als Pfarrer vereinbar“, erklärte der Personaldezernent der EKM, Michael Lehmann, zu Wochenbeginn.
Michaelis: Gespräche mit AfD dürfen nicht verweigert werden
Pfarrer der Landeskirche bleibt der 62-Jährige vorerst trotzdem. Der zuständige Personaldezernent Lehmann erklärte, dass man über eine neue Verwendung ins Gespräch kommen wolle, wobei dies aufgrund der Positionierung Michaelis für die AfD schwer werden könnte. Dieser selbst kritisierte wiederum die Kirchenleitung scharf. Es fehle eine stichhaltige theologische Begründung für die Entscheidung, so der 62-Jährige. Da es sich um freie Wahlen handele, dürfe ihm seine Kandidatur nicht zum Nachteil ausgelegt werden. Zudem dürften Gespräche auch mit der AfD nicht verweigert werden, erklärte Michaelis.
Pfarrer setzte sich während Corona-Zeit für Grundrechte ein
Ob die Kirche die geplante Kandidatur auf der AfD-Liste zum Anlass nahm, einen unbequemen Pfarrer ins Abseits zu drängen, ist nicht sicher zu sagen. Jedoch hatte Michaelis während der Corona-Zeit schon einmal Kritik der Kirche auf sich gezogen, als sich der Pfarrer gegen einen Beschluss der Landessynode stellte, in dem die Impfung gegen Corona als „aktive christliche Nächstenliebe“ tituliert wurde. Zudem kritisierte der 62-Jährige die starken Grundrechtseinschränkungen und sprach sich gegen überharte Infektionsschutzregeln auch in der Kirche aus.