Der aktuelle ARD-Deutschlandtrend des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap zeigt, dass eine Mehrheit der Deutschen weniger Migranten aufnehmen will. Sogar fast 80 Prozent der Bürger sprechen sich für Asylverfahren an den EU-Außengrenzen aus. Bei den Parteipräferenzen gibt es ebenfalls Verschiebungen. Die Ampel ist ohne Mehrheit, die AfD erreicht ihren besten Wert seit 2018.
Die Bürger in Deutschland wollen mehrheitlich weniger Flüchtlinge in die Bundesrepublik aufnehmen. Das zeigen die neuesten Zahlen des ARD-Deutschlandtrends, die das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap erhoben hat. So sprachen sich 52 Prozent der Befragten dafür aus, in Zukunft weniger Geflüchtete aufzunehmen. Das entspricht einem Plus von 12 Prozent im Vergleich zu Anfang 2020. Nur acht Prozent wollen, dass Deutschland in Zukunft mehr Zuwanderer aufnimmt als bislang. Auch auf die Frage, ob Zuwanderung eher Vor- oder Nachteile für die Bundesrepublik mit sich bringe, ist eine Mehrheit von 54 Prozent der Befragten eher von den Nachteilen überzeugt. Nur 33 Prozent sehen eher Vorteile durch Zuzug von außen.
Bürger sind unzufrieden mit der Migrationspolitik
Den schon lange auf dem Tisch liegenden Vorschlag, Migranten schon an den EU-Außengrenzen zu registrieren und identifizieren, unterstützt eine überwältigende Mehrheit von 79 Prozent. Nur für jeden zehnten Befragten geht dieser Vorschlag in die falsche Richtung. Auch die Wirtschaftsmigration nach Deutschland erhält im Deutschlandtrend eine klare Absage: Nur 30 Prozent der Deutschen finden es richtig, Menschen aufzunehmen, die wegen fehlender Arbeit und Einkommen ins Land kommen. Sechs von zehn Deutschen finden das falsch.
Fast 70 Prozent mit Ampel unzufrieden
Auch die politischen Entscheidungsträger werden im Zuge der Migrationsdebatte herbe abgestraft. 77 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage eher zu, dass sich die Parteien zu wenig um Probleme durch Zuwanderung kümmern. Die größten Verluste im Politikfeld „Flüchtlings- und Einwanderungspolitik“ müssen SPD und Grüne hinnehmen. Sie verlieren hier sechs bzw. acht Prozent Kompetenzwert im Vergleich zum Zeitraum vor der Bundestagswahl. AfD-Bundessprecherin Alice Weidel fordert angesichts dieser Zahlen ein rasches Umdenken in der Migrationspolitik. „Deutschland braucht die Migrationswende, und zwar sofort“, so Weidel in einer Pressemitteilung. Die 44-Jährige spricht sich hierbei für die „Schließung der Grenzen mit ausnahmsloser Zurückweisung illegaler Migranten noch vor Grenzübertritt, Beseitigung der seit langem bestehenden und der von der Ampel neu geschaffenen Anreize zur Migration in die Sozialsysteme, Reform und Verschärfung des Asylrechts nach dem Vorbild Dänemarks und vieler anderer westlicher Staaten“ aus. Der angekündigte „Flüchtlingsgipfel“ im Kanzleramt dürfe sich nicht wieder in „Alibidebatten“ erschöpfen, erklärte die AfD-Fraktions- und Parteichefin.
Ampel ohne Mehrheit, AfD mit bestem Wert seit 2018
Bei der aktuellen Sonntagsfrage schlägt sich die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung, derzeit sind das 69 Prozent der Bürger, auch in den Zustimmungswerten für die Parteien nieder. Wäre am Sonntag tatsächlich Bundestagswahl käme die Kanzlerpartei SPD auf gerade einmal 17 Prozent, ihre grünen Koalitionspartner auf 16 und die Liberalen auf 7 Prozent. Mit gerade einmal 40 Prozent hätte die Bundesregierung derzeit keine Mehrheit im Parlament. Eine andere Gefühlslage dürfte bei der AfD herrschen, die mit aktuell 16 Prozent an Umfragen aus dem Jahr 2018 anknüpfen kann. Ganz vorne liegt weiter die Union mit 30 Prozent, die Linke würde aktuell wohl knapp über die 5-Prozent-Hürde springen.
Für den aktuellen Deutschlandtrend befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Zeitraum vom 02. bis 03. Mai insgesamt 1360 Wahlberechtigte in Deutschland, davon 811 telefonisch und 549 online.