In einer Studie zur „Informationsqualität“ großer deutscher Fernsehsender wird deutlich, wie sehr die AfD im Vergleich zu anderen Parteien in den Hauptnachrichtensendungen bekannter Rundfunkanstalten benachteiligt wird. Im Gegensatz dazu kommen Grüne und SPD überdurchschnittlich gut weg. In Talkshows besteht darüber hinaus ein unausgewogenes Einladungsverhältnis.
In den Nachrichtensendungen von ARD, ZDF und RTL herrscht Unausgewogenheit in der Darstellung unterschiedlicher politischer Parteien. Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte Studie des Forschungsinstituts Media Tenor, bei der 18.805 ausgestrahlte Berichte der Sendungen „Tagesschau“, den „ZDF heute“-Nachrichten und „RTL aktuell“ im Zeitraum von Januar 2021 bis Dezember 2022 ausgewertet wurden.
Grüne und SPD mit meisten positiven Berichten
Bei der Betrachtung wurden die Berichte über Parteien und Politiker den drei Kategorien positiv, neutral oder negativ zugeordnet. Das Ergebnis überrascht wenig: Grüne und SPD kommen in den Nachrichtensendungen von ARD, ZDF und RTL am besten weg. Die beiden Regierungsparteien verbuchen die meisten positiven Berichte auf ihrer Seite, außerdem ist der Anteil der negativen Berichte im Vergleich zu den weiteren Parteien am geringsten. Eine Ausnahme bildet das RTL-Format: Hier wird die FDP noch seltener negativ bewertet.
AfD: Mit Abstand höchster Anteil negativer Fernsehberichte
Die meisten negativen Beiträge verzeichnet wenig überraschend die AfD. In allen drei Nachrichtensendungen weist die Oppositionspartei die meisten negativen Beiträge auf, am schlechtesten kommt die AfD beim Privatsender RTL weg. Weit mehr als die Hälfte aller Beiträge sind hier negativ, das ist etwas mehr als bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern. Union und Linke stehen noch etwas besser da, reichen jedoch nicht an die Ampelparteien heran.
Kaum Talkshoweinladungen für die AfD, dafür viele negative Berichte
Der Vorwurf der AfD, von den großen Medienanstalten benachteilig zu werden, wird in der Studie von Media Tenor einmal mehr bestätigt. Zu der übergroßen, negativen Berichterstattung kommt zusätzlich, dass die Oppositionspartei in Talkshows meist nicht mitreden und sich selbst einem größeren Publikum präsentieren darf. Kürzlich führte der Journalist Oliver Brendel gemeinsam mit seinem Team eine Studie zu den wichtigsten ARD- und ZDF-Polittalkshows durch. Das Ergebnis ist auch hier klar: Die Ampelparteien und die Union werden im Verhältnis zu ihren Wählerstimmen bei der Bundestagswahl überdurchschnittlich häufig in die Politsendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingeladen, während die AfD dort in insgesamt 289 Sendungen nur drei Mal zu Gast war. Das entspricht einem Anteil von knapp einem Prozent, wobei die Partei bei der vergangenen Bundestagswahl 10,3 Prozent der Wählerstimmen erhielt. In aktuellen Umfragen werden sogar Werte zwischen 12 und 16 Prozent für die AfD prognostiziert.