Was lange Zeit als „rechte Verschwörungstheorie“ gebrandmarkt wurde, ist inzwischen im Mainstream angekommen: Ein großflächiger, tagelang andauernder Stromausfall, ein sogenannter Blackout, wird von Experten als reale Gefahr beurteilt. Während die AfD schon länger Vorsorge einfordert und die Energiewende deutlich kritisiert, spielt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Lage herunter.
Einer Umfrage zufolge gehen über ein Drittel der befragten kleinen Unternehmen und Selbstständigen davon aus, dass sie im Winter mit nicht ausreichenden Energiemengen auskommen müssen. Wohl zu Recht, denn im aktuellen Bericht der deutschen Übertragungsnetzbetreiber ist Folgendes zu lesen: „In allen drei betrachteten Szenarien zeigt sich die Versorgungssituation im kommenden Winterhalbjahr äußerst angespannt – in Europa kann im Strommarkt die Last nicht vollständig gedeckt werden.“ Stromausfälle könnten die Folge sein. Doch Bundeskanzler Scholz behauptet fest, er sei „sehr sicher“, dass es nicht dazu kommt.
Blackout-Experte kritisiert fehlendes Bewusstsein und mangelhafte Vorbereitung
Anderer Meinung ist der österreichische Blackout-Experte Herbert Saurugg, der momentan Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge im Nachbarland ist. Er bemängelt das fehlende Bewusstsein der Verantwortungsträger für die Thematik, zumal ein solcher Stromausfall mehrere Tage dauern und verheerende Folgen, wie Unterbrechungen in der Lebensmittelversorgung, nach sich ziehen könnte.
„Aus meiner täglichen Arbeit unterstelle ich, dass den wenigsten Akteuren die Folgen einer solch geplanten großflächigen Abschaltung weder bekannt noch bewusst sind“, so Saurugg. Des Weiteren macht der Blackout-Experte darauf aufmerksam, dass die bestehenden Sicherheitssysteme für parallele Stromabschaltungen in mehreren Ländern nicht konzipiert worden seien. Die „sehr konkrete Blackout-Gefahr“ solle daher ernst genommen werden. Die fehlende Vorbereitung sei aufgrund des Schadenpotenzials zu kritisieren. Saurugg beanstandet in dem Zusammenhang auch das Ausbleiben der politischen Folgen- und Nebenwirkungsabschätzung.
Ideologische Energiewende als wesentliche Ursache
Zu einem erheblichen Teil macht der Experte die Energiepolitik der vergangenen Jahre für die aktuelle Energieknappheit verantwortlich. Die aktuellen Probleme waren seiner Ansicht nach schon vor zehn Jahren erkennbar. Neben weiteren Ursachen beurteilt Saurugg die Energiewende in Deutschland als ideologisch und realitätsfern, da sie mit technischen Rahmenbedingungen nicht vereinbar sei. Der amtierende österreichische Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge weist diesbezüglich auf fehlende Speicher- und Netzkapazitäten hin, obwohl diese beim Einsatz von Sonnen- und Windenergie wegen existierender Schwankungen nötig seien.
Bedauerlicherweise zu erwarten war, dass der Blackout-Experte Deutschland in fast allen Bereichen hinsichtlich dieses Themas schlecht vorbereitet sieht. Der Österreicher übt insbesondere Kritik daran, dass „das Thema Vorsorge immer ins Lächerliche gezogen [wurde]“.
AfD fordert schon lange „konkrete Vorsorgemaßnahmen“ für den drohenden Blackout ein
Unter einer AfD-geführten Bundesregierung wäre es nicht so weit gekommen. Denn die AfD-Bundestagsfraktion brachte bereits im Juni 2021 einen Antrag mit dem Titel „Blackout begegnen – Notstromversorgung sicherstellen“ ein. In diesem forderte die Bürgerpartei u.a. „konkrete, dringend notwendige Vorsorgemaßnahmen (…) zu treffen, die sowohl kritische Infrastrukturen, die Wirtschaft, aber auch Haushalte vor den vernichtenden Folgen eines Blackouts zu bewahren in der Lage sind.“ Außerdem bewertet die AfD-Fraktion die Energiewende als destabilisierend für das Stromnetz.
Darüber hinaus informiert die AfD im Thüringer Landtag mit ihrer Kampagne „Die unterschätzte Gefahr: Blackout“ schon länger über die Thematik. Neben Forderungen zum Ende der Energiewende sind darin ferner Tipps zur Vorsorge und umfassende Aufklärungsarbeit enthalten.
Weiterhin erklärte der energiepolitische Sprecher der AfD-Fraktion in Sachsen, Jan Zwerg, in einer Pressemitteilung, warum es aufgrund der Blackout-Gefahr so wichtig ist, insbesondere Kernkraftwerke weiter zu betreiben: „Moderne und sichere Kernkraftwerke mit Recycling-Technologie sind heute in der Lage, saubere und preiswerte Energie zu liefern“, während Windenergie- und Photovoltaikanlagen „Dunkelflauten“ mit sich brächten, in denen ein langanhaltender Stromausfall möglich sei.
Die Warnung vor einem Blackout war in der Vergangenheit immer wieder als rechte Propaganda und Angstmacherei verunglimpft worden. So titelte beispielsweise der Spiegel am 27.Mai „Die AfD schürt Angst vor dem Strom-Blackout – warum?“ Schön, dass inzwischen sogar der Mainstream langsam in der Realität anzukommen scheint.