Maischberger: Lauterbach am Ende

Karl Lauterbach zeigte sich in der Sendung von Sandra Maischberger überfordert

Karl Lauterbach bei Sandra Maischberger

Am vergangenen Dienstag ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der ARD-Talkshow bei Sandra Maischberger zu Gast gewesen. Sichtlich in die Enge getrieben und angeschlagen versuchte der 59-Jährige seinen bisherigen Corona-Kurs sowie seine Arbeit als Gesundheitsminister zu verteidigen und einen Ausblick auf den Herbst zu geben – ohne Erfolg. Es scheint, als sei der SPD-Politiker am Ende.

Im Laufe des Interviews mit der ARD-Journalistin wurde immer wieder deutlich, dass Lauterbach seiner Aufgabe als Gesundheitsminister offenbar nicht gewachsen ist. Weder seine Unkenntnis über bestimmte Zahlen und Daten noch seine Unwissenheit, welche politischen Einschränkungen im Herbst auf uns zukommen werden, kann er in dem TV-Format verhehlen.

Lauterbach: Unwissenheit über Datenlage & Übergehen unangenehmer Fragen

Wie viele Menschen in Deutschland schon eine Infektion durchgemacht haben, konnte der SPD-Politiker aufgrund der Dunkelziffer und Doppelzählungen nicht mitteilen. Ein ums andere Mal hatte sich der Minister für striktere Maßnahmen eingesetzt und vor einer „Killervariante“ des Corona-Virus im Herbst gewarnt, doch selbst verfügt der Gesundheitspolitiker offenbar nicht einmal über notwendige Daten, um die Lage angemessen beurteilen zu können.

Im Anschluss konfrontierte Maischberger den 59-Jährigen mit einer kürzlich erschienenen Auswertung der WHO, nach der Deutschland im Bereich der Übersterblichkeit teils deutlich höhere Werte aufweist als Länder wie Spanien, Dänemark und Schweden, die allesamt weniger harte Einschränkungen beschlossen hatten. Lauterbach hatte zuvor das Gegenteil behauptet und die Bundesrepublik auf einem guten Weg in diesem Gebiet gesehen.

Der Gesundheitsminister wirkte angeschlagen, seine Augenlider zuckten. Maischberger sah sich sogar genötigt, ihn zu fragen, ob er etwas trinken wolle. Auf die konkreten Zahlen der WHO wollte oder konnte Lauterbach nicht eingehen und wich aus, woraufhin die Moderatorin nachhakend einwarf, dass bei der Übersterblichkeit auch Tote gezählt würden, die etwa aufgrund einer ausbleibenden medizinischen Behandlung in Folge der Maßnahmen gestorben waren. Erneut verwies der SPD-Mann lieber auf andere, aus seiner Sicht „methodisch sauberere“ Studien. Auch sogenannten „Impfverweigerern“ gab er eine Mitschuld. Schaden und Todesopfer durch die von ihm begrüßten politischen Maßnahmen spielen in seinem Weltbild wohl keine Rolle.

Harte Einschränkungen drohen im Herbst auch ohne Evaluierung der Maßnahmen

In der Folge schlug die ARD-Journalistin den Bogen zu der ausstehenden Evaluierung der bisherigen Corona-Maßnahmen durch die Bundesregierung. Noch immer steht der Vorwurf im Raum, dass Lauterbach selbst die diesbezügliche Arbeit des Expertengremiums ausbremst und im Alleingang die Erstellung eines Sachverständigenpapiers blockiert. Eigentlich sollte der Gesundheitsminister zusammen mit einer Expertenkommission eine solche Evaluierung bis zum 30. Juni vornehmen.

Doch selbst wenn die Auswertung ordnungsgemäß stattfinden sollte, sind wir bis zum veranschlagten Zeitpunkt noch immer nicht schlauer, welche Maßnahmen, beispielsweise Schulschließungen, welchen Effekt auf die Eindämmung des Virus gehabt hatten – antwortete Lauterbach in der ARD-Sendung. Ende Juni wüssten wir etwa – so der SPD-Politiker weiter – höchstens, ob Kommunikation und rechtliche Rahmenbedingungen korrekt gewesen waren.

Sollte tatsächlich keine Beurteilung hinsichtlich der Effektivität von Masken, 2G-Regelungen oder der Schließung des Einzelhandels bis zum Herbst vorliegen, drohen in den kälteren Monaten erneut diese Maßnahmen, obwohl sie möglicherweise kaum einen Effekt haben. Das erkannte auch Maischberger und stellte die entsprechende Nachfrage.

Der Gesundheitspolitiker brachte – sichtlich in die Enge getrieben – einen Hinweis auf die „gesamte Fülle der wissenschaftlichen Literatur“. Solange Lauterbach, der von steigenden Corona-Zahlen im Herbst ausgeht, Gesundheitsminister ist, sind harte Einschränkungen in einigen Monaten möglicherweise keine Verschwörungstheorie.

Zudem erweckte der 59-Jährige den Anschein, dass für ihn gar nicht im Vordergrund steht, wie wirksam seine Maßnahmen tatsächlich waren, sondern ob sie ihn als „Gesundheitsexperten“ in ein positives Licht rücken.

Lauterbachs Kehrtwenden und mangelnde Fähigkeit zu Kompromissen

Dass Lauterbach als Gesundheitsminister gescheitert ist, zeigt sich ebenso an seiner mangelnden Fähigkeit, Kompromisse zu erzielen. Dies ist ihm weder bei der Impfpflicht gelungen, deren glühender Befürworter er war, noch bei der Herausforderung „Triage“, die diese Woche thematisiert wurde. Triage bedeutet, dass Ärzte bei einer Überlastung entscheiden dürfen, Menschen zu behandeln, die eine aussichtsreichere Chance auf das Überleben besitzen, zulasten von Menschen, die diese nicht haben. Diese wollte der Gesundheitsminister eigentlich für manche Notsituationen auf den Weg bringen. Nach heftiger Kritik zog Lauterbach sein eigenes Papier wieder zurück und behauptete das glatte Gegenteil: „Ex-Post-Triage ist ethisch nicht vertretbar und weder Ärzten, Patienten noch Angehörigen zuzumuten.“ Deshalb werde sie doch nicht erlaubt werden.

SPD-Mann übernimmt keine Verantwortung für persönliches Scheitern

Für das Scheitern der Impfpflicht sieht sich Lauterbach darüber hinaus wohl nicht in der Verantwortung. Maischberger bezeichnete diese Thematik zu Recht als „Ihr [Lauterbachs, Anm. d. Red.] Projekt“. Spätestens das Nicht-Zustandekommen der Impfpflicht hätte das politische Ende des Ministers bedeuten müssen.

Doch selbst in der Niederlage zeigt der 59-Jährige keine Größe und sagte im TV-Format am Dienstag lieber: „Ich bin halt nicht alleine die Regierung.“ Dabei sind Gesetzesentwürfe, die von einem Kabinettsmitglied eingebracht und von den Koalitionspartnern mitgetragen werden, bei weitem keine Seltenheit in der Geschichte der BRD.

Gegen Ende des Gesprächs verwies die Moderatorin auf weitere Verfehlungen des SPD-Manns wie zum Beispiel das Hin und Her bei der freiwilligen Isolation, die er zunächst angekündigt und dann wieder einkassiert hatte. Maischberger wollte in dem Kontext wissen, warum Lauterbach als Experte ein besseres Bild abgab als nun als Minister. Auch hier deutete Lauterbach mit dem Finger auf die Koalitionspartner. Als alleiniger Entscheidungsträger wäre der 59-Jährige mutmaßlich nach eigener Einschätzung ein besserer Gesundheitsminister, ergo: Die anderen tragen die Schuld!

In der TV-Sendung Maischberger gab sich Lauterbach als Gesundheitsminister, der nicht bereit war, Fehler einzugestehen, der aber offenbar auch über keine geeigneten Lösungsansätze für die Zukunft verfügt. Der SPD-Mann konnte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und Kritikpunkte nicht glaubwürdig entkräften und versinnbildlichte einen gescheiterten Politiker. Allem Anschein nach ist Lauterbach tatsächlich am Ende!


Hier geht es zur Sendung „Maischberger“ mit Karl Lauterbach.

Die mobile Version verlassen