Big-Pharma und umstrittene Corona-Deals

„Kaputtes System“: Wie Pharma-Unternehmen Länder erpressten

Pharma Geld

Eine Recherche in einem großen deutschen Nachrichtenmagazin zeigt: Beim Verkauf des Corona-Impfstoffs mussten Länder mit Pharmaunternehmen umstrittene Deals eingehen, die bis heute nicht vollständig aufgeklärt sind. Die Macht der Konzerne ist riesig, die EU bezahlte völlig überhöhte Preise. Kritiker sprechen sogar von einer „Diktatur der Technologie und Wissenschaft“.

Knebelverträge, geschwärzte Inhalte, Zugeständnisse: Was klingt wie in einer Netflix-Serie, ist wohl die bittere Realität beim Verkauf des Corona-Impfstoffs in verschiedene Länder der Welt gewesen. In einer großen Recherche eines deutschen Nachrichtenmagazins äußert Esperanza Martinez, ehemalige Gesundheitsministerin Paraguays, schwere Vorwürfe. „Als würden sie dir eine Pistole an den Kopf halten und sagen: Unterschreib.“ Sie habe in ihrer damaligen Funktion als Abgeordnete jedoch keine andere Möglichkeit gesehen, an Impfstoff zu kommen. Denn: Die Unternehmen stellten Forderungen, die mit den Gesetzen in Paraguay nicht konform gehen, beispielsweise die Geheimhaltung der Vertragsinhalte und zahlreiche Zugeständnisse an den Hersteller. So kam schließlich ein Vertrag mit dem Pharmakonzern Pfitzer zustande, mit dem Martinez alles andere als glücklich und sogar eine Gesetzesänderung nötig war. Paraguay war mehr oder weniger erpresst worden. So ging es auch Albanien oder Brasilien.

Covid-Impfung eines der machtvollsten Geschäfte in der Pharmaziegeschichte

Autor David Jimenez fasst schon an dieser Stelle zusammen, dass die Covid-Impfung wohl zu den machtvollsten Geschäften in der Pharmaziegeschichte gehört. Der unglaubliche Jahresumsatz von Biontech, Moderna und Co.: 71 Milliarden Euro! Getrieben von Panik und Angst gingen die Staaten die Verträge ein, die einzig zum Willen von Big Pharma und Gewinnmaximierung ausgelegt waren. Zain Rizvi, Pharma-Experte einer New-Yorker Bürgervereinigung, fasst zusammen: „Wir haben ein kaputtes System, in dem die Pharmaunternehmen zu viel Macht besitzen“. Rizvi, sieht dringenden Handlungsbedarf, die Pharma-Konzerne erwartbar weniger. Die Forderungen seien übliche Praxis, so eine Pfizer-Sprecherin. An dieser Stelle widerspricht Tom Wright, Mitglied der Nichtregierungsorganisation Transparency International, deutlich. Die neuen Regeln würden eindeutig über bisher Geltendes hinausgehen: „Sie versuchen, das Risiko auf die Regierungen zu übertragen, selbst wenn der Hersteller oder die Partner in der Lieferkette Fehler machen.“ Insgesamt habe die NGO 182 Verträge untersucht, davon seien nur elf öffentlich zugänglich und gerade mal einer nicht geschwärzt oder zensiert.

EU unter Druck: Vertrag über 1,8 Milliarden Impfdosen unter strenger Geheimhaltung

Im Mai 2021 schwappte das skandalöse Verhalten der Pharma-Konzerne dann auch ins Herz der Europäischen Union. Zu diesem Zeitpunkt kaufte die EU 1,8 Milliarden Impfdosen und das ebenso unter strenger Geheimhaltung. Dies brachte mehrere Abgeordnete dazu, die EU-Kommission zu Einzelheiten der Verhandlungen und der Vertragstexte zu befragen. Anfang Mai läuft die Beantwortungsfrist ab. Spannend wird sein, ob die Kommission die Vertragstexte veröffentlicht oder weiterhin an den Schwärzungen und Geheimhaltung festhält.

Bislang bekannt: EU zahlte völlig überhöhte Preise

Was die Recherche von Jimenez bislang ergab, sind völlig überhöhte Preise für den Pfizer-Impfstoff. Aus Bulgarien wurde öffentlich, dass die EU 19,50 Euro (!) für eine einzelne Dosis des Impfstoffes von Pfizer bezahlte. Dies entspricht einer Erhöhung von vier Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der Preis von Moderna erhöhte sich von 19 Dollar auf über 25, Israel bezahlte sogar 30 Euro pro Dosis. Im Gegensatz hierzu steht ein besonderer Deal aus Albanien. Hier wurden nur 12 Euro pro Dosis bezahlt, jedoch noch einmal härtere Bedingungen akzeptiert. Ein großes Problem: Durch die zwingende Geheimhaltung der Vertragsdetails bleibt ein wirklicher Wettbewerb am Markt aus und der Gewinn für die einzelnen Pharma-Unternehmen schießt durch die Decke. So sprang Moderna vergangenen November, als die Angst vor der neuen Omikron-Variante groß war, um 20 Prozent an der Wall Street nach oben. Zur Einordnung: Moderna verzeichnete vor Pandemiebeginn in elf Jahren Verluste, 2021 machte das Unternehmen einen Gewinn von zwölf Milliarden Euro.

Impfstoffe haben Pharmasektor reich gemacht: Diktatur der Technologie

Was bleibt, ist ein zweifelhaftes Vorgehen der Pharmaindustrie, Länder, die sich nahezu allen Bedingungen der Unternehmen beugten und durch die Decke schießende Gewinne für Aktionäre und Vorstände. Hinzu wurden die Pharmafirmen in nahezu allen Fällen von der Haftung für Schäden der Impfung komplett freigestellt. Martinez aus Paraguay fasst passend zusammen: „Die Diktatur der Technologie und Wissenschaft hat uns in der Hand“ […] Heute kann es Covid sein, morgen ist es vielleicht etwas anderes.“

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