Bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar wollte Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer mit der „One Love“-Binde auflaufen, um ein marketingtechnisch groß inszeniertes Zeichen für Vielfalt, Toleranz und LGBTQ+ zu setzen. Doch jetzt macht der DFB einen Rückzieher. In den sozialen Netzwerken sorgt das für Spott. Viele Bürger werfen dem DFB weiderholte Heuchelei und Gratismut vor. Die Verantwortlichen hatten noch vor wenigen Stunden betont, die Kapitänsbinde auf jeden Fall tragen zu wollen.
Sie wurde zu einem der großen Streitpunkte um die FIFA-Fußball Weltmeisterschaft, jetzt wird sie auf den Fußballfeldern in Katar nicht zu sehen sein: Die mehrfarbige „One Love“ -Kapitänsbinde der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, angelehnt an die Regenbogenfahne und zum Symbol der LGBTQ+ Szene geworden, bleibt im Schrank. Wie der DFB vor wenigen Stunden mitteilte, verzichtet der DFB zusammen mit weiteren Verbänden aufgrund angedrohter FIFA-Sanktionen auf das Symbol.
„One Love“-Binde nicht erlaubt: Sanktionen sind möglich
Wie verschiedene Medien aus Katar berichten, habe der Weltfußballverband FIFA in Hintergrundgesprächen massive Konsequenzen angedroht, werde die „One Love“-Binde von den Mannschaftskapitänen der an der Aktion beteiligten Verbände getragen. Von gelben Karten, Platzverweisen und weiteren sportlichen Bestrafungen ist die Rede, ebenso von Punktabzügen. Die FIFA begründete die möglichen Sanktionen mit den WM-Regularien, die von allen Teilnehmern anerkannt worden waren. Hiernach müssten die Kapitäne eine vom Weltverband gestellte Armbinde tragen.
DFB und Fanorganisation empört
Der DFB entschied sich zusammen mit weiteren Verbänden nach der Beratung einer Arbeitsgruppe der UEFA, das Risiko möglicher Sanktionen nicht einzugehen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf erklärte, dass die „von der FIFA herbeigeführte Konfrontation“ nicht auf dem Rücken von Mannschaftskapitän Manuel Neuer ausgetragen werde. Dies sei ein „beispielloser Vorgang in der WM-Geschichte“, so Neuendorf, der noch am Sonntag erklärt hatte, dass „wir mit dieser Binde auflaufen wollen“. Herbe Kritik gab es auch von Fanseite, wo die Organisation „Football Supporters Association“ der FIFA vorwarf, „der Toleranz die Rote Karte“ zu zeigen.
Wiederholter Gratismut des DFB: Heuchelei ohne Ende
Anders als das Fanbündnis, äußerten viele Bürger in den sozialen Netzwerken ihre Kritik nicht vorrangig an der FIFA, sondern dem DFB. Dieser verspiele mit seinen von Gratismut geprägten Aktionen noch das letzte Stück Glaubwürdigkeit und Rückgrat. Zeichen würden nur dort gesetzt, wo es marketingtechnisch ins Konzept passe und keine Konsequenzen zu befürchten seien, so die Meinung vieler Menschen auf Twitter, Facebook und Instagram. In die Kritik war der DFB schon zuvor geraten, als die Anreise in den Oman mit einem Diversity-Schriftzug auf dem Flugzeug erfolgt war, der restliche Flug von dort nach Katar jedoch ohne diesen.
Doppelmoral: Regenbogen in Ungarn, bücken in Katar
Ebenso kritisierten viele Nutzer die Doppelmoral der Verantwortlichen. Während in Ungarn mit Regenbogenflagge und groß inszenierten Werbeaktionen polarisiert werde, sei im islamischen Katar die Botschaft auf einmal doch nicht mehr so wichtig. Ob das zur Glaubwürdigkeit der „Mannschaft“ beiträgt, die über die Jahre immer mehr Fans durch zunehmende Politcal Correctness und schwachen Fußball vergraulte, darf bezweifelt werden. Das Rückgrat der Fußball-Millionäre und der Verbandsverantwortlichen zeigt sich an entscheidender Stelle doch wieder einmal sehr gummiartig. Darüber hinaus hätte sich der Verband das Drama um die LGBTQ+ Binde im Vorhinein sparen können. Ein Kapitän der deutschen Nationalmannschaft sollte eine Binde in schwarz-rot-gold tragen!