Nach dem Rücktritt des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) gerät nun Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) wegen der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 immer weiter unter Druck. In veröffentlichten SMS-Protokollen der Flutnacht wird offensichtlich, dass Dreyer am Morgen der Katastrophe vorrangig an Wahlkampfhilfe für Olaf Scholz (SPD) im Kampf um das Kanzleramt dachte. In der Nacht selbst schien die 61-Jährige nicht erreichbar.
Die Ahrtal-Katastrophe und die Handlungen der politischen Entscheidungsträger ziehen immer weitere Kreise. Nachdem der mittlerweile ehemalige rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz nach zahlreichen Enthüllungen zu seinem Versagen in der Flutnacht zurücktreten musste, gerät nun Ministerpräsidentin Malu Dreyer in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Wie eine große Tageszeitung berichtet, schrieb Dreyer in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 zahlreiche SMS mit ihrem ehemaligen Innenminister. Diese werfen Fragen zum Verhalten der SPD-Ministerpräsidentin während der Flutkatastrophe auf, die mindestens 134 Menschen das Leben kostete. War Dreyer am Morgen Wahlkampfhilfe für ihren Parteikollegen Olaf Scholz wichtiger als schnelle Hilfe für die Flutopfer?
Dreyer: „Ok. Schönen Abend“
Noch am Abend soll Dreyer gegen kurz vor 22 Uhr an Lewentz geschrieben haben, wohl um sich ein Bild der Lage machen zu können: „Ich höre, dass der Höchststand Hochwasser erst Morgen Mittag erreicht ist? Ist ja wirklich schlimm.“ Ungefähr zur selben Zeit begann ein eingesetzter Polizei-Hubschrauber seinen Aufklärungsflug. Der zuständige Pilot sprach im angesetzten Untersuchungsausschuss in Mainz von der „schlimmsten Lage“, die er persönlich je erlebt habe. Ministerpräsidentin Dreyer soll ihren Innenminister am Abend gefragt haben, ob die inzwischen ebenfalls zurückgetretene ehemalige rheinland-pfälzische Umweltministerin Anne Spiegel (später Bundesfamilienministerin) über die Lage informiert sei. Lewentz soll auf das eigene Lagesystem von Spiegel verwiesen haben, womit sich Dreyer offensichtlich zufriedengab: „Ok. Schönen Abend“.
Dreyer: Wahlkampf für Scholz als schnelle Hilfe für die Flutopfer?
Zu diesem Zeitpunkt sollen die zuständigen Polizeistellen längst von einer Katastrophe ausgegangen sein. Helikopterfotos belegten die Flutkatastrophe. Um kurz vor ein Uhr nachts wird wohl auch Lewentz klar, welchen Umfang die Katastrophe mittlerweile angenommen hat: „Liebe Malu, die Lage eskaliert. Es kann Tote geben/gegeben haben.“ Erst um halb sechs Uhr morgens reagiert Dreyer. Besonders pikant: Am Morgen scheint die Hilfe für den im Bundestagswahlkampf befindenden Olaf Scholz eine besondere Priorität für die Landeschefin zu haben. Um 9.53 Uhr schreibt Dreyer: „Olaf hat sich gemeldet. Er fragt, was Sinn macht. Ob er irgendwo hinkommen kann und soll?“ Zu diesem Zeitpunkt haben bereits 134 Menschen ihr Leben verloren. Die Aufklärungsarbeit im Mainzer Landtag wird weitergehen. Besonders in den Blickpunkt rücken wird in den kommenden Wochen wohl die Rolle der Landesmutter.