Hohe Inflation, explodierende Energiepreise: Auch die deutsche Baubranche leidet massiv unter der aktuellen Krise. Die Zahlen sehen düster aus. Während die Bauindustrie von einem realen Umsatzrückgang von fünf Prozent ausgeht, zeigt das Statistische Bundesamt auf, dass die Aufträge für die Branche auf rekordverdächtigem Niveau einbrechen. Kollabiert das Bauwesen in Deutschland?
Baubranche: Realer Umsatzrückgang und Wegbrechen der Aufträge
Die Baubranche leidet zunehmend unter den gewaltigen Energiekosten und der Rohstoffknappheit. Die Krise wird nun immer drastischer an Zahlen absehbar, wenn der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, laut Medienberichten verkündete: „Wir halten einen realen Umsatzrückgang von fünf Prozent für realistisch.“ Realer Umsatz bedeutet, dass die Inflation bereits berücksichtigt wurde.
Hübner führte weiter aus, dass in der Branche befürchtet werde, „dass den Bauherren das Geld ausgeht“. Problematisch seien die anwachsenden Kosten insbesondere im Auftragsbestand, da dort viele Festverträge ohne Einbezug der hohen Kosten vorlägen.
Hinzu kommt ein regelrechtes Wegbrechen der Aufträge für die Bauunternehmen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, reduzierte sich das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe im August um 6,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Verglichen mit dem Vorjahresmonat kam es inflationsbereinigt sogar zu einem Minus von 15,6 Prozent, was den größten Rückgang seit Beginn der Datenerhebung 2015 darstellte.
Krisenbedingt kam es laut Münchner Ifo-Institut außerdem zu einer Stornierungswelle im Wohnungsbau. In Zahlen ausgedrückt zeigten sich Umfragen unter den Unternehmen zufolge im September 16,7 Prozent der befragten Unternehmen von diesem Umstand betroffen. Im Vormonat waren es noch 11,6 Prozent. Ifo-Forscher Felix Leiss erläuterte: „Aufgrund der explodierenden Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit dahin.“ Einige Bauherren könnten die steigenden Baukosten nicht mehr leisten. Ein weiteres Problem ist laut der Gewerkschaft IG Bau die zu geringe Anzahl von Fachkräften. Gewarnt wird in dem Zusammenhang von einem Abwandern dieser Arbeiter.
Weitere Probleme beim Material
Was das für den Bau benötigte Material angeht, ist häufig von langen Lieferzeiten, höheren Kosten sowie schlechterer Qualität auszugehen. Demnach beklagte Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, in dem Kontext: „Die Preise sind nicht realistisch, das sind Wucherpreise!“, weswegen die Hersteller eine Mitschuld für die Krise tragen würden. Letztendlich könnte ein Qualitätsabschwung beispielsweise bei den Dächern die Folge sein, lautet die Befürchtung.
Die vorgestellten Zahlen und Problematiken zeigen deutlich auf, dass die Baubranche vor einer schwierigen, ungewissen Zukunft steht. Sollte sich nicht grundlegend etwas ändern und die Krise auch durch staatliche Unterstützung abgemildert werden, droht der ganzen Branche der Kollaps.