Nur knapp die Hälfte der Omikron-Erkrankten starb tatsächlich an der Corona-Variante. Dies konnte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in einer Studie ermitteln. Damit wächst die Kritik an der Praxis des RKI, an und mit Corona Verstorbene in die offizielle Todesstatistik mit einfließen zu lassen. Die Bundesregierung und allen voran Gesundheitsminister Lauterbach argumentierten in der Vergangenheit mit diesen Zahlen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigt sich einmal mehr im Corona-Krisenmodus. Von derzeit 100 bis 150 Corona-Toten spricht der Minister, und begründet unter anderem damit die für Herbst und Winter geplanten und im europäischen Vergleich drastischen Maßnahmen. Aus Teilen der Politik und vor allem der Bevölkerung gerät Lauterbach hierfür immer mehr in die Kritik.
Studie: Nur Hälfte der Corona-Toten durch Virus, Risikofaktoren mitursächlich
Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) widerlegt unterdessen eines der Hauptargumente, auf welches sich der Gesundheitsminister immer wieder stützt: Nach ihren kürzlich veröffentlichten Untersuchungen sind nur 46 Prozent der in der offiziellen Statistik als Corona-Tote aufgeführten Personen tatsächlich ursächlich an einer Coronainfektion gestorben, also lediglich knapp die Hälfte der Fälle. Bei Delta seien es noch 85 Prozent gewesen.
„An Omikron verstirbt nur sehr selten noch jemand, der geimpft ist und keine zusätzlichen Risikofaktoren hat“, meint der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, Stefan Kluge. Risikofaktoren seien hierbei hohes Alter, aber ebenfalls Therapien zur Unterdrückung des Immunsystems, wie sie Krebs, Organtransplantationen oder Rheuma eingesetzt würden.
Kritik an bisherigem Vorgehen des RKI
Intensivmediziner Michael Albrecht vom Universitätsklinikum Dresden kritisiert angesichts der Erkenntnisse die offizielle Todesstatistik des RKI. Sie habe „keine eindeutige Datenbasis“. Stattdessen solle man „zwischen Covid-19 als Haupt- und Nebendiagnose unterscheiden“. Die Bundesregierung reagiert, man sei mit dem RKI in der Entwicklung eines neuen Systems tagesaktueller Abfragen. Konkrete Ergebnisse hierzu liegen bislang nicht vor.
Kritik am Vorgehen des RKI gibt es schon länger. Viele bemängeln eine künstliche Aufbauschung der Corona-Pandemie durch einen statistischen Trick: Als Corona-Todesfall zählt jeder, bei wem eine Corona-Infektion durch das Labor bestätigt wurde und „in Bezug“ auf diese verstorben ist. Laut Bundesregierung könne es bei Personen mit Vorerkrankung oftmals nicht abschließend festgestellt werden, ob die Corona-Erkrankung ursächlich für das Ableben gewesen ist. In diesen Fällen würde das Gesundheitsamt oftmals ein „gestorben mit“ an das RKI übermitteln.