Im rbb-Talkformat „Wir müssen reden“ diskutierten die beiden Moderatoren Andreas Rausch und Britta Nothnagel mit ihren Gästen zum Thema „Spaltet der Impfstreit die Gesellschaft?“ und gingen der Frage nach, ob eine allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 einen Effekt auf die aufgeheizte Atmosphäre hätte. Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla forderte in der Sendung eine Corona-Exit-Strategie und zeigte Verständnis für die Proteste, während die Altparteienvertreter lieber auf pauschale Diffamierungen setzten.
Corona-Politik: Tino Chrupalla zu Gast beim rbb
Schwurbler, Corona-Leugner, Demokratieverächter – auch nach zwei Jahren Corona bleibt das Virus in Deutschland das Aufreger-Thema Nummer eins. Mittlerweile finden in Berlin und Brandenburg zahlreiche Demonstrationen gegen die unverhältnismäßigen Maßnahmen der Regierenden und gegen eine verpflichtende Impfung statt. Die Stimmung ist dort friedlich, nur in Einzelfällen kommt es zu Zusammenstößen von Demonstranten und Polizei. Trotzdem wird der Ton in der Corona-Debatte zunehmend emotionaler. Daher luden Andreas Rausch und Britta Nothnagel in den rbb-Bürgertalk „Wir müssen reden“ ein und diskutierten mit AfD-Chef Tino Chrupalla, Frank Richter (SPD, Mitglied des Sächsischen Landtags), Harald Martenstein (Kolumnist „Der Tagesspiegel“ und „Die Zeit“), Gudrun Widders (Mitglied der Ständigen Impfkommission), Christian Gräff (CDU, Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus), Markus Hoffmann („Oberhavel steht auf“) und dem Impfbefürworter Christoph Polster über die Impfpflicht, die Spaltung der Gesellschaft und die Gräben zwischen den gegenüberstehenden Seiten.
Wie stehen die Bürger in Brandenburg zur Impfung? Ein Einspielfilm eröffnet die Gesprächsrunde des rbb. Markus Hoffmann, der ins Studio zugeschaltet ist und Corona-Demonstrationen organisiert, fühlt seine Position in den Medien nicht ausreichend dargestellt. Den Druck auf Ungeimpfte sieht Hoffmann als hoch, gerade in Hinblick auf Pflegekräfte, die ihren Beruf schon Mitte März aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht verlieren könnten. Christoph Polster sieht das ganz anders. Der demonstriert zwar auch, aber für die Impfung. Fassungslos sei er über die Unverantwortlichkeit einiger Mitbürger.
SPD-Mann Richter: Spaziergänger „ziemlich infantil und nicht so ganz ernst zu nehmen“
Nach dem Zwiegespräch zwischen Hoffmann und Polster startet die Runde im Studio. „Ziemlich infantil und nicht so ganz ernst zu nehmen“ findet SPD-Mann Richter die Spaziergänger, die oft auch von Rechtsextremen genutzt werden würden. Tino Chrupalla schlägt einige Minuten später einen ganz anderen Ton an und kritisiert Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Das Verbieten von Demonstrationen sei grundgesetzwidrig, so der 46-Jährige: „Das Grundrecht auf Demonstration ist eines der höchsten Güter der Demokratie.“ Überwiegend friedliche Menschen seien auf den Spaziergängen unterwegs, berichtet der AfD Chef, der sich in Weißwasser und Görlitz selbst ein Bild der Lage machte: „Die Menschen haben Sorgen und Nöte.“ Viele Teilnehmer würden auch für ihre Kinder auf die Straße gehen: „Die Politiker müssen die Sorgen der Bevölkerung endlich ernst nehmen!“
Tino Chrupalla: Friedlicher Protest ist zu unterstützen!
Kritik an seinem Bundestagskollegen Rene Springer (AfD), der einen Leitfaden für ordnungsgemäße Spaziergänge entwickelt hatte, kontert Chrupalla: „Warum soll man Bürgern nicht genehmigen können, spazieren zu gehen? Gerade, wenn die Politik diesen Protest verhindert.“ Die Politik solle sich lieber fragen, weshalb sie die Maßnahmen überhaupt verordnete, so Chrupalla, der auf die großen Teilnehmerzahlen im hunderttausend-Bereich hinweist: „Friedlicher Protest ist zu unterstützen!“ Journalist Martenstein führt im Hinblick auf den Vorwurf der Unterwanderung der Proteste aus, dass es im Rahmen von Großdemonstrationen unmöglich sei, dass nicht auch Menschen mitliefen, die eine völlig andere Meinung vertreten als man selbst: „Dann können sie das Demonstrationsrecht abschaffen!“
Chrupalla fordert Exit-Strategie: „Wir werden mit Corona leben müssen!“
In den letzten Minuten der Sendung dreht sich die Debatte dann um die allgemeine Impfpflicht gegen Covid. Der AfD-Bundessprecher stellt die Positionen seiner Partei klar heraus: „Wer sich schützen will, der soll sich frei entscheiden.“ Ein Fremdschutz durch die Impfung sei nicht gegeben, so Chrupalla, der betont, dass es sich bei einer Impfpflicht um einen Grundrechtseingriff handelt. Andere europäische Länder hätten schon längst eine Exit-Strategie entwickelt, Deutschland stehe auf der Stelle: „Wir werden mit Corona leben müssen!“
Wer die gesamte Sendung sehen möchte, kann das hier tun:
https://www.rbb-online.de/wirmuessenreden/videos/Corona_Spaltet_der_I