Ralf Schönborn ist 1966 in Walhausen geboren und seit der Landtagswahl 2021 Abgeordneter der AfD im Landtag von Rheinland-Pfalz. Er setzt sich in Koblenz mit großer Leidenschaft für Freiheit, Grundrechte und die dortigen friedlichen Spaziergänge ein. Der 55-Jährige zieht nun vor Gericht gegen eine Allgemeinverfügung des Koblenzer Oberbürgermeisters, welche die Spaziergänge untersagt.
Wir haben mit Ralf Schönborn über seinen Kampf für die Freiheitsrechte der Bürger in Koblenz gesprochen:
Herr Schönborn, warum engagiert sich ein Hunsrücker in Koblenz?
In meiner Jugendzeit war Koblenz, was Einkaufen und auch Freizeitaktivitäten am Wochenende betraf, immer erste Anlaufstelle.
Auch meinen Wehrdienst habe ich hier in Koblenz auf Ehrenbreitstein ableisten dürfen. Solche Erlebnisse bleiben und verbinden und von daher habe ich ein ganz besonderes Verhältnis zu Koblenz.
Sind Sie ein leidenschaftlicher Spaziergänger oder warum setzen Sie sich so engagiert für die Spaziergänger ein?
Ich bin ein leidenschaftlicher Radfahrer, der aber auch sehr gerne spazieren geht. Wenn man im Hunsrück aufgewachsen ist, hat man das in den Genen. Vor allem bin ich aber ein Menschenfreund, der den Austausch mit anderen Menschen braucht, und das geht beim Spaziergengehen eindeutig besser als auf dem Rad.
Sie sind bei den Koblenzer Spaziergängen mitgelaufen. Wie haben Sie die Atmosphäre dort erlebt?
Nennen Sie mir eine gesellschaftliche Gruppe, die ich vermißt haben könnte! Nein, es war alles dabei: alle Altersschichten, Männer, Frauen, Kinder, Rentner wie Arbeiter, Behinderte wie Triathlon-Typen, Amazonen wie Rolator-Omas mit einem gewissen Pfiff, … ein bunter Haufen. Es ist einfach überwältigend, dieses Gemeinschaftserlebnis zu haben, das ich in unserer Gesellschaft sonst sehr vermisse. Ich hatte das Gefühl: Hier sind wir unter „uns“ – von jedem hätte ich unbesehen einen Gebrauchtwagen gekauft. Wahrscheinlich haben die LINKEN gefehlt, die auf der Gegen-Demo waren, aber das steht ja niemandem auf die Stirn geschrieben. Und dann gab es da noch so ein paar Typen, die mir IM-verdächtig vorkamen …
Frage: Wer läuft da? Der Privatmann Ralf Schönborn? Der Landtagsabgeordnete der AfD? Der Kreisvorsitzende des Rhein-Hunsrück-Kreises? Nehmen Sie auf Ihren Koblenzer Spaziergängen ein Mandat wahr?
Ich bin zuallererst und zuallerletzt ein Freigeist, der seiner persönlichen Lebensphilosophie folgt. Und das kann man nur, wenn man anderen Menschen die gleiche Freiheit zubilligt. Ich hatte auf meinen Koblenzer Spaziergängen viele interessante Gespräche gerade auch mit unbeteiligten Passanten und sogar mit Polizisten. Diese Toleranz zu leben, den gegenseitigen Respekt voreinander zu spüren, das ist ein befreiendes Erlebnis, das sich selbst und dem Gegenüber Würde erweist. Aber zu Ihrer Frage: Nein, ich nehme hier kein Mandat wahr, ich bin hier als Privatperson. Meine Partei ist in der Corona-Frage genauso uneinig und nach Orientierung suchend wie die Gesellschaft insgesamt. Als Partei aber vertreten wir entschieden den Freiheitsanspruch. Daher treten wir für das unbedingte Selbstbestimmungsrecht ein und lehnen eine Impfpflicht in Sachen Corona konsequent ab. In dieser Frage paßt zwischen Privatmann und Mandatsträger kein Blatt. Das brauche ich auch, wenn ich morgens in den Spiegel schaue.
Verraten Sie uns, wie Sie innerhalb Ihrer Partei mit dieser gespaltenen Lage umgehen?
Schwierig. Wir sprechen darüber nicht explizit, blenden das Thema im direkten Gespräch lieber aus. So läuft es im Freundeskreis ja auch. Man sieht ja schon an der Maske, wo jemand steht. Das muß man aushalten. Es kommen auch wieder Zeiten, wo wir mit innerer Distanz darüber sprechen werden, ohne sich verzeihen zu müssen. Halt wie unter guten Freunden.
Sie sind seit Mai 2020 Mitglied des Landtags. Wie gefällt Ihnen der politische Alltag?
Manchmal denke ich, ich müßte gleich aufwachen und dann ist alles gut. Die Corona-Lage hat in der Blase der Politik solch extreme Verhältnisse geschaffen und Spannungen erzeugt, die selbst den schon gewohnten Rechts-Links-Stumpfsinn überlagern. Nun müssen wir nicht nur als Nazis herhalten, sondern würden zu gern als Querdenker auch für die Pandemie-Folgen verantwortlich gemacht.
Bereuen Sie den Schritt, in die Politik gegangen zu sein?
Nein. Ich habe zwar im Traum nicht daran gedacht, einmal Landtagsabgeordneter zu werden und bin da mehr über Zufälle reingerutscht: der rechte Mann zur rechten Zeit vielleicht. Und doch habe ich hier spät meine Berufung entdeckt: Es ist einfach mein Ding, mich für Überzeugungen einzusetzen, die mich mit anderen Menschen verbinden, Kontakte pflegen, Neues aufzunehmen usw. Es tut gut, nicht Zuschauer, Opfer, beargwöhnter Bürger zu sein, sondern mit seinem Namen für etwas einzustehen, das für uns und unser Land einfach wieder das Beste will. So einfach ist das.
Eine Abschlußfrage: Wie halten Sie es mit der Polizei?
Ich habe selbstverständlich ein sauberes Führungszeugnis und selbst in Flensburg habe ich keine Punkte. In Ostdeutschland habe ich vor der Wende mal einen Verkehrspolizisten getroffen, der mir väterlich erklärte, warum ich hier nicht so schnell fahren dürfe. Ja, solche Typen mag ich!
Vielen Dank für das Gespräch.